Muscheln – Moules – mehr Meer
Im Urlaub essen wir bei einem Ausflug ans Meer gerne Muscheln. Wir fahren etwa anderthalb Stunden, bis wir den Sand unter den Füßen spüren und die Möwen schreien. Das sind Klischees, aber am Meer ist es so. Es ist grau, manchmal blau, es weht meist Wind, es riecht nach Salz und ist so ganz anders und das ist Urlaub: Mal etwas ganz anderes um sich haben und an ganz viel anderes denken. Wir fahren in die Camargue. Da ist das Meer anders als an der Côte d’Azur, sicher nicht so prächtig, aber von der Entfernung ist es gut machbar und keine Strapaze. In der Camargue ist der Mittelpunkt (für uns) das kleine Städtchen Saintes Maries de la mer. Eine Touri-Hochburg, in der Nachsason aber wunderbar zum Bummeln, Schaufenster gucken, Essen gehen und Leute gucken.
Auch Isabelle aus meinem Roman entdeckt die Camargue und Saintes Maries für sich und natürlich das gute Essen und schließt Kontakt mit einer Köchin. Naturellement hat sie Moules gegessen und da es ihr so gut geschmeckt hat, möchte sie das Rezept erfahren und die Idee von dem Kochbuch-Schreiben nimmt Gestalt an.
Nun aber zum Rezept und zu den Muscheln, um die es uns hier ja geht. Mögt Ihr Muscheln? Ich liebe sie, wenn sie richtig frisch sind und gut zubereitet. Aber frisch müssen sie sein, nicht mit diesem Eigengeruch schon beim Waschen und Zubereiten, dann lässt man sie besser weg.
Muscheln oder Moules gibt es bei uns in Deutschland eher nur im Winter und in den Monaten mit dem „r“, weil es noch von den frühreren Schwierigkeiten mit der Kühlung der Muscheln stammt und es sich bei uns so eingebürgert hat, dass man im Hochsommer um Himmels willen keine Muscheln kocht und isst.
Aber im Urlaub gibt es, ob Juli oder September, überall Muscheln zu kaufen und zu essen. Es ist also eigentlich kein Problem, nur wir haben eins damit in Deutschland. 😉 Egal, dann kochen wir die Muscheln halt bei uns nur in den gewissen Monaten, warten und freuen uns auf den Urlaub und dann wieder auf’s Muschel kochen zuhause.
Bei uns gerne am Samstagabend zum Einstieg in das Wochenende, bei uns in den Sonntag.
Wir kaufen ein Kilo Muscheln pro Nase, hier sind die meist fertig abgepackt. Wir achten auf das Datum, wählen also möglichst lang haltbare und nicht die reduzierte und fast abgelaufene Packung und schauen von außen, ob die Muscheln gut aussehen und sich die Packung nicht wölbt oder seltsam aussieht. Da kann man sich ruhig auf den Bauch verlassen und intuitiv die Muscheln aussuchen.
Danach nicht lange im Auto spazieren fahren, sondern rasch nach Hause und wieder in den Kühlschrank.
Bevor Ihr die Muscheln zubereitet, kommen sie aus der Packung ins Spülbecken und wenn sie dann gut, nach nichts und nach Meer riechen, ist alles ok.
Kaltes Wasser darauf, ein paar mal Abspülen und mit einem stumpfen Messer das abkratzen, was lose auf der Schale sitzt, kleine andere Muscheln oder was auch immer. Die „Bartfäden“, die schon mal aus den Muscheln rausgucken, kann man beherzt packen und abreißen – das geht gut und liest sich nur schrecklich.
Die Muscheln leben noch, reagieren also auf Euer Putzen und Kratzen und, falls sie etwas geöffnet waren, schließen sie sich jetzt. Das ist prima! Bleiben sie offen und selbst beim Nachdrücken und Fühlen ist keine Reaktion zu sehen, dann sind sie schon verstorben und kommen weg. Genauso natürlich wie leere Muschelschalen oder die, die beschädigt sind.
Ich putze und kontrolliere sie direkt in einer großen Schüssel mit kaltem Wasser, in der sie bis zur Zubereitung ausharren.
In einem großen Topf (wirklich groß!) schwitze ich in Öl und/oder Butter fein geschnittene Zwiebeln an und Katenschinken in Würfeln.
Dazu kommt dann kleingeschnittenes Gemüse nach Geschmack, vorzugsweise Möhren, Sellerie, Porree, auch Paprika, Tomaten, Zucchini und Knoblauch. Ich rechne etwa eine gute Tasse Gemüse pro Person, es ist ja der Sud für die Muscheln und gleichzeitig die Beilage.
Die Gemüsemischung lösche ich mit Weißwein (man kann auch Brühe nehmen, wenn man keinen Wein hat oder das nicht mag) ab,
gebe einige Eßlöffel Senf dazu und einen guten Schuss Sahne.
Dann wird kräftig gewürzt, also Salz und Pfeffer, Herbes de Provence, etwas Chili oder Rosenpaprika, ein Prise Zucker, dann rühren, köcheln lassen und abschmecken.
Eventuell nachwürzen, denn der Sud soll sehr herzhaft werden.
Ich bereite den Sud mit dem Gemüse einige Zeit vorher zu und bin somit zeitlich flexibel beim Fertigkochen.
Dann kommen kurz bevor Ihr essen möchtet, die Muscheln (ohne das Wasser!) in den aufkochenden Sud, Deckel auf den Topf und kochen lassen.
Wir wenden mit einem großen Löffel innerhalb der etwa zehnminütigen Kochzeit die Muscheln von unten nach oben, damit sie gleichmäßig garen und das Gemüse und die Würze alles durchdringen kann.
Und nach den etwa 10 Minuten moderaten Kochens sind alle Muscheln geöffnet und auch tot und es riecht sehr, sehr lecker. Also auf den Tisch mit dem Topf, am besten auf einen Rechaud, damit sie warm bleiben und jedem seinen Teller füllen, am besten geht ein Suppenteller. Dazu steht neben jedem Teller eine Schüssel für die Schalen …
Wer mag, kann seine Muschel, die man mit einer Gabel oder einer leeren Muschel aus der Schale nimmt, in Remoulade oder Aioli tupfen. Dazu passt frisches Brot, gerne Baguette und in den Restaurants in der Camargue gibt es Fritten.
Also heißt das auf der Speisekart „Moules frites“ oder „Moules et frites“.
Im Rheinland isst man die Muscheln gerne mit Schwarzbrot und Butter.
Die Kombination von Muschelfleisch mit Gemüse, dem Sud und der Beilage ist ein vollwertiges und sattmachendes Essen und je nachdem, welche Zutaten man nimmt, sehr gesund.
Über die fertigen Muscheln könnt Ihr noch fein geschnittene frische Petersilie und Schnittlauch geben.
Es gibt viele Varianten in der Muschelzubereitung, das hier ist nur eine, die mir gut schmeckt – und auch Isabelle ;).
Man kann die Zutaten prima variieren, je nachdem,was man im Haus/Küche/Kühlschrank hat und was man mag – der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt.
Bon appetit – viel Freude beim Kochen und Essen!