Johanniskraut

Johanniskraut

Wenn im Hochsommer die Sonne ihren höchsten Stand erreicht, beginnt das Johanniskraut zu leuchten. Goldgelbe Blüten öffnen sich an Wegrändern, auf Wiesen und in lichten Waldrändern – als wollte die Pflanze das Sonnenlicht einfangen. Kein anderes Kraut steht so sehr für Licht, Wärme und Lebensfreude wie dieses.

Seit Jahrhunderten wird das Johanniskraut rund um den Johannistag (24. Juni) gesammelt, zur Sommersonnenwende, wenn die Sonne am längsten scheint.

Die alten Namen erzählen von seiner Bedeutung: Teufelsflucht, Christusblut, Marienbettstroh – Heilpflanze, Schutzpflanze und Sonnenbote zugleich.

Der rote Farbstoff Hypericin färbt das bekannte Rot-Öl blutrot. Er wirkt antiviral und photosensibilisierend – in Maßen wohltuend, in hoher Dosis mit Vorsicht zu genießen, da er die Haut lichtempfindlicher machen kann. Die enthaltenen Hyperforine gelten als die stimmungsaufhellenden, antidepressiven Wirkstoffe. Sie wirken zudem entzündungshemmend, antibakteriell und wundheilend.

Das Johanniskraut wirkt adstringierend, antiseptisch, antiviral, harntreibend, sedativ, wundheilend und wurmtreibend. Innerlich hilft es bei Atemwegserkrankungen, Blasenentzündung, Magenbeschwerden, Leber- und Gallenerkrankungen, Nervosität, Angst, Erschöpfung, Schlafstörungen und Depressionen, ebenso bei Migräne, Wechseljahrbeschwerden, Nervenverletzungen und Narbenschmerzen.

Äußerlich wird das berühmte Johanniskrautöl – Rot-Öl – aus Blüten, Knospen und jungen Früchten angesetzt.

Es lindert Verbrennungen, Sonnenbrand, Prellungen, Verstauchungen, Verspannungen und Hexenschuss. Besonders geschätzt ist es bei Nervenschmerzen, man nennt es auch die Arnika der Nerven. Es eignet sich außerdem zur Pflege alter Narben.

Auch innerlich kann das Öl helfen, etwa bei Reizmagen oder zur Ausheilung von Magen-Darm-Geschwüren, sofern es in guter Qualität und maßvoll dosiert eingenommen wird.

Die Pflanze schmeckt herb-aromatisch, ein wenig wie Schwarztee, die Blüten sind zart süßlich. Junge Triebspitzen von März bis Mai passen in Salate, Eierspeisen und Kräuterbutter. Blätter von April bis Juli verfeinern Tee, Kräuterwein oder Würzöle. Die Blüten von April bis Juni eignen sich als essbare Dekoration oder zum Färben von Öl.

Die stärkste Heilkraft entfaltet das Johanniskraut um die Sommersonnenwende, wenn die Sonne am höchsten steht. In dieser Zeit enthält es die höchste Konzentration an Hypericin – je mehr Sonne, desto mehr Wirkstoff. Traditionell wurde es am Johannistag gesammelt und über Türen gehängt oder verräuchert, als Schutz vor bösen Geistern. Später verstand man es als Symbol gegen die Dunkelheit im Inneren: gegen Traurigkeit, Schwermut und seelische Erschöpfung.

In der Homöopathie ist Hypericum das Mittel bei Verletzungen mit Nervenschädigung, Stichwunden, Neuralgien, Depressionen und Gehirnerschütterung.

In freier Natur und bei uns in der Eifel begegnen uns nahe Verwandte wie das Behaarte Johanniskraut, das Gefleckte oder das Berg-Johanniskraut – alle mit ähnlicher, aber etwas milderer Wirkung.

Johanniskraut ist mehr als nur ein Heilkraut. Es ist eine Erinnerung an Licht. 

In dunklen Monaten bringt es Wärme in Herz und Körper, sei es als Tee, Öl oder einfach durch seinen Duft. 

Vielleicht ist das sein größtes Geschenk: Es bewahrt uns ein Stück Sonne – auch dann, wenn sie draußen längst verschwunden ist.

 

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Dann schau mal auf meinen Kräuterwanderungen vorbei, die im Sommerhalbjahr bei mir in Monschau-Mützenich durchgeführt werden.

Dann geht es zu den Eifel-Kräutern und wir entdecken die alten Schätze der Natur direkt vor der Haustür bzw. am Wegesrand. 

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